Nachdem unsere Volleyball-Mädchen schon völlig überraschend in Nördlingen den Titel eines Schwäbischen Meisters errungen hatten, stand nun in Unterschleißheim bei München die Südbayerische Meisterschaft an. Dass man es unter den letzten acht Teams in Bayern nur mit Vereinsspielerinnen zu tun bekommt, das war uns eigentlich von vorne herein klar. Trotzdem wollten wir nichts unversucht lassen, um mit einer Medaille zurück zu kommen.
Unser bestes Spiel – besser gesagt: das mit Abstand beste Spiel, das eine Wittislinger Mädchenmannschaft in den letzten 28 Jahren je aufs Feld gebracht hat – war unser Finale gegen die amtierenden Bayerischen Schulmeister aus Ruhmannsfelden. Die waren mit exakt den gleichen Mädels angetreten, die letztes Jahr alle anderen Mannschaften aus der Halle geschossen hatten. Und so traten sie auch gegen uns auf: Sprungaufschläge von allen Spielerinnen und im Spiel immer auf der Suche nach dem taktisch cleversten Ball (erst schauen, dann spielen). Aber wir hielten mit allem, was in uns steckt, dagegen. Klar, manche Annahme landete aufgrund der Wucht der Aufschläge an der Hallendecke, doch leichtes Spiel hatten die Niederbayern nicht. Wir entwickelten selbst Druck, bauten unser Spiel diszipliniert auf und brachten immer wieder Viktoria zum Schlag. Und da lag dann der entscheidende Punkt für den Ausgang des Spiels: wir bekamen praktisch keinen leichten Punkt, unser Gegenüber verfügte über flinke Füße, eine tolle Technik und eine geniale Raumaufteilung. Kein Wunder, dass es nach 30 Punkten 10:20 gegen uns stand. Nach der zweiten Auszeit fassten wir noch einmal Mut, denn wir kamen heran, Punkt um Punkt, und plötzlich stand es nur noch 19:23. Schade, dass die nächsten beiden Ballwechsel an Ruhmannsfelden gingen – Satz 1 war weg.
Zu Beginn von Satz 2 gerieten wir schnell in Rückstand (1:7) und kamen einfach nicht mehr ran, so sehr wir uns auch reinhängten. Letztlich ging dieser Durchgang mit 14:25 an die Mädels aus Ruhmannsfelden, die sich als das spielstärkste Team dieses Turniers erwiesen hatten und denen wir alles Gute für das Bayernfinale wünschen.
Enttäuscht waren wir unmittelbar nach diesem Match schon, denn insgeheim hatten wir uns mehr erhofft. In unserem ersten Spiel war uns nämlich ein Clou gelungen. Gegen den Gastgeber aus Unterschleißheim gelang uns ein Blitzstart (acht Aufschlagpunkte, zwei schnelle Aktionen am Netz – 10:0). Und wir ließen nicht nach, ließen die Oberbayern nicht ins Spiel finden und sicherten uns Satz 1 mit 25:7 (!).
Auch der zweite Durchgang bescherte uns einen Blitzstart (12:2), den wir aber sehr gut gebrauchen konnten. Denn jetzt legten auch die weiß gekleideten Mädels aus der Nähe von München los, es entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe. Unser Vorsprung schmolz ein wenig, doch am Schluss reichte es zu einem sicheren 25:19. Damit war schon klar, dass wir auf alle Fälle in Bayern auf dem Stockerl stehen würden.
Dass es am Ende Bronze wurde, lag einfach an der Klasse von Ruhmannsfelden. Dass wir allerdings gegen dieses Team ein Spiel auf unserem absolut obersten Spielniveau abliefern würden, das verdient allerhöchsten Respekt. Wir hatten körperlich wie emotional alles gegeben und werden dieses einmalige Erlebnis sicher noch lange in Erinnerung behalten.
Abschließend noch einige Anmerkungen:
- Unsere komplett leeren Kohlenhydratspeicher durften wir bei einer bekannten Fast-Food-Kette wieder ausreichend auffüllen und begannen dann auch uns an unseren Bronzemedaillen zu erfreuen.
- Kollege Thomas Blechner hatte in der kleinen Schulturnhalle ein dem Anlass gebührendes Spielfeld präsentiert – vielen Dank dafür.
- Wir hatten einen Schiedsrichter, der war 1a. Souverän, unaufgeregt und auch immer mit dem passenden pädagogischen Geschick ausgestattet. Das Kampfgericht stand ihm in puncto Verlässlichkeit und Qualität in nichts nach.
- Zwei Spielerinnen aus Unterschleißheim kamen unmittelbar nach dem Finale, das uns emotional so aufgewühlt hatte, zu uns an die Bank, um Trost zu spenden und Anerkennung für unsere tolle Leistung zu bekunden.
Mädels aus Unterschleißheim, falls ihr diese Zeilen zufällig lesen solltet – das war ganz großes Kino!!!
G. Hirschmann